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Zahnimplantate als Arzneimittelspender?

Die Entwicklung ist noch längst nicht am Ende angelangt: Forscher vermelden Durchbrüche und Innovationen in der Zahnimplantologie.

Die Erfolgsraten zahnimplantologischer Behandlungen sind bereits heute sehr hoch und nähern sich der Idealmarke von 100 Prozent stetig weiter an. Dafür sorgen unzählige Forscher weltweit, die fortwährend an den Eigenschaften von Zahnimplantaten feilen. In den letzten Monaten sorgten insbesondere drei Meldungen aus diesem Gebiet für Aufsehen:

Medikamentendepot im Glaseinsatz
Ein Zahnimplantat, das entzündungshemmende Medikamente nach und nach an seine Umgebung abgibt: diese Vision verfolgen Leipziger und Osnabrücker Wissenschaftler mit der Entwicklung von Glasmonolithen, die zwischen Implantat und darauf verankerter Prothese positioniert werden. Das nanoporöse Material setzt die Arznei über einen langen Zeitraum in Mikrodosen frei und ist so stabil, dass es den enormen Belastungen beim Kauen standhalten soll. Derzeit werden Prototypen auf ihre Praxistauglichkeit geprüft.

Chronische Entzündungen im Mundraum können nicht nur die Gesundheit von Zähnen und Zahnhalteapparat gefährden – und damit auch den Halt von Zahnimplantaten –, sondern werden auch mit mehreren systemischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Für Implantatträger ist vor allem die Periimplantitis relevant: „Von einer Periimplantitis spricht man, wenn das Implantatbett entzündet ist, also das Gewebe direkt am Zahnimplantat. Tut man nichts dagegen, kann sich das Implantat lockern“, erklärt die Zahnärztin und erfahrene Implantologin Dr. Maren Schmidt, die in Berlin-Adlershof praktiziert. „Am besten ist es jedoch, den Ausbruch einer Periimplantitis durch Vorbeugung zu verhindern, wozu in erster Linie konsequente Mundhygiene gehört.“

Elektrolyse gegen Periimplantitis

Für die Therapie einer Periimplantitis könnte künftig ein neues Verfahren zum Standard werden, das auf Elektrolyse setzt und bereits in zwei Studien erfolgreich getestet wurde. Mittels Kleinstromspannung wird dabei eine auf die entblößten Stellen des Implantats aufgebrachte Elektrolyseflüssigkeit „aktiviert“. In der Folge werden die Keime im direkt anliegenden Biofilm zerstört.

UV-Licht-Bestrahlung für besseres Einwachsen
Dem langfristigen Halt und der Krankheitsvorbeugung ist es ebenfalls dienlich, wenn das Zahnimplantat möglichst gut mit dem umliegenden Gewebe verwächst („Osseointegration“). Auf dieses Ziel zahlt eine neuartige UV-Licht-Bestrahlung ein, die unmittelbar vor dem Einsetzen des Implantats angewandt wird. Hydrokohlenstoffe, die bei der Osseointegration hinderlich sind, werden damit weitgehend aus dem Knochenbett entfernt, wodurch diese in etwa doppelt so effektiv verläuft wie zuvor. Die Gefährdung durch Keime wird dabei ebenfalls um mehr als die Hälfte reduziert, wie die Forscher kürzlich im „Journal of Functional Biomaterials“ berichteten.