Zwei aktuelle Studien beleuchten die Auswirkungen von Penicillin und alternativen Antibiotika auf die Erfolgsraten von Implantaten sowie den Antibiotika-Nutzen bei einer Periimplantitis-Behandlung.
Wie an dieser Stelle bereits vor zweieinhalb Jahren berichtet, gibt es starke Hinweise darauf, dass es bei Patienten mit Penicillinallergie deutlich häufiger zu Zahnimplantatausfällen kommt als in Vergleichsgruppen. Eine neue Studie des College of Dentistry der New York University bestätigt diese Vermutung.
„Antibiotika werden oft vor und nach Zahnimplantationen eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen. Diese können die Osseointegration behindern, wie das Einwachsen der künstlichen Zahnwurzel in das Knochengewebe fachsprachlich genannt wird. Bei einer unzureichenden Osseointegration verliert das Implantat kurz- oder mittelfristig den Halt“, erläutert die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin und Implantologin Dr. Maren Schmidt. Standardmäßig wird Amoxicillin aus der Penicillinfamilie verschrieben. Geben die Patienten indes an, unter einer Penicillinallergie zu leiden, wird ein alternatives Antibiotikum verwendet.
Die New Yorker Forscher untersuchten anhand der Daten von 838 Patienten, ob sich eine Korrelation zwischen den verschriebenen Antibiotika und dem Erfolg der Implantation zeigt. Und sie wurden fündig: Bei den Amoxicillin-Patienten kam es in 8,4 Prozent der Fälle zu einem Implantatausfall; mehr als doppelt so hoch, nämlich bei 17,1 Prozent, lag diese Quote bei jenen Patienten, die alternative Antibiotika erhielten. Noch höhere Ausfallraten wurden mit Clindamycin (19,9 Prozent) und Azithromyzin (30,8 Prozent) festgestellt. Die Gründe dafür sind nach wie vor unklar. Wichtig zu wissen ist jedoch: Rund neun von zehn Patienten mit vermeintlicher Penicillinallergie haben diese gar nicht – es sollte also sicherheitshalber ein Test gemacht werden, bevor auf Amoxicillin verzichtet wird.
Periimplantitis-Therapie mit Antibiotika kann offenbar spätere Operationen verhindern
Bei der Periimplantitis handelt es sich um eine Entzündung des sogenannten Implantatbetts, also des Gewebes, von dem das Implantat umschlossen wird. Zur Behandlung kommen in der Regel zuerst konservative (nichtchirurgische) Verfahren zum Einsatz, mit denen die Bakterien entfernt werden. Wird unterstützend bei dieser Reinigungstherapie ein Antibiotikum verabreicht, sinkt laut einer aktuellen Studie des Eastman Dental Institute in London das Risiko, dass später noch eine Operation notwendig wird.
Dieses Fazit ist allerdings von eher schwacher Evidenz. Zum einen war die Studienteilnehmerzahl mit 45 sehr gering, zum anderen fiel der Unterschied zwischen den beiden Gruppen nicht sehr groß aus. Hier bedarf es mithin weiterer Forschung, bis sich klare Behandlungsempfehlungen ableiten lassen.