Das Füllmaterial Amalgam bewegt seit Jahrzehnten wegen seines Quecksilbergehalts die Gemüter. Eine aktuelle Übersichtsstudie fasst nun die Gefahren für Mensch und Umwelt zusammen.
Im Juni dieses Jahres nahm der Bundesrat ein Gesetz an, mit dem das sogenannte Minamata-Abkommen in deutsches Recht umgesetzt wird. Das Vertragswerk sieht – unter Beteiligung von nahezu 130 Ländern – eine Reduzierung der Quecksilber-Emissionen vor, zugunsten der menschlichen Gesundheit wie auch der Umwelt. Wie weithin bekannt, stecken auch im Zahnfüllstoff Amalgam Quecksilberverbindungen. Diese geben seit langer Zeit Anlass, die Unbedenklichkeit des Amalgams infrage zu stellen. Eine Vielzahl chronischer Leiden wird mit dem Werkstoff, der rund zur Hälfte aus Quecksilber besteht, in Verbindung gebracht. Der wissenschaftliche Nachweis ist jedoch jeweils schwer zu erbringen.
Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) hat anlässlich der aktuellen Gesetzgebung eine Übersichtsstudie über die Auswirkungen von Amalgam als Füllmaterial durchführen lassen, für die alle relevanten europäischen und US-Forschungsarbeiten aus dem Zeitraum 2002 bis Anfang 2017 ausgewertet wurden. Federführend bei dieser Analyse war Prof. Dr. Petra Hahn, die an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der Uniklinik Freiburg über Materialkunde forscht.
Es kann Entwarnung gegeben werden
Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Für den menschlichen Organismus sei Amalgam unbedenklich, daher könne die Quecksilber-Kupfer-Zinn-Silber-Mischung weiterhin im Mundraum eingesetzt werden. Zurückhaltung ist den Wissenschaftlern zufolge nur bei Schwangerschaft, vorliegenden Allergien, Niereninsuffizienz und ähnlichen (seltenen) Kontraindikationen angeraten. Anders sehe der Befund hinsichtlich der ökologischen Effekte aus: Die hohe Belastung der Umwelt durch die Gewinnung und Entsorgung von Quecksilber mache es erforderlich, den Stoff auch aus der Zahnmedizin zu verbannen. Allerdings nicht abrupt, sondern schrittweise, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden – und um den unnötigen Austausch funktionierender Amalgamfüllungen zu vermeiden.
„Der Befund der neuen Übersichtsstudie deckt sich mit dem bisherigen Konsens in der Wissenschaft: Amalgam ist nicht per se schädlich für den Körper“, kommentiert die Zahnärztin Dr. Maren Schmidt, die in ihrer Praxis in Berlin-Adlershof regelmäßig auch den Wunsch ihrer Patienten nach einem amalgamfreien Mundraum erfüllt. „Dieses Thema ist jedoch noch nicht ‚auserforscht‘ und bleibt spannend. Möglicherweise werden in den kommenden Jahren noch Wechselwirkungen zwischen Amalgam und Organismus dingfest gemacht, die bisher nur als Hypothese im Raum stehen. Beim Amalgam-Austausch geben aber ohnehin nicht immer gesundheitliche, sondern sehr häufig auch ästhetische Gründe den Ausschlag. Amalgam sieht einfach nicht besonders schön aus.“