Mundhygiene sollten Frauen mit Kinderwunsch großschreiben, denn chronische Zahnerkrankungen können die Fruchtbarkeit um fast ein Fünftel reduzieren.
In mehreren Studien wurde bereits belegt, dass der Zahnstatus potenziell Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft nimmt. Nun haben US-Forscher untersucht, ob auch die Erfüllung eines Kinderwunsches von der Dentalgesundheit abhängen kann. An ihrer Kohortenstudie nahmen 2.764 Frauen teil, die eine Schwangerschaft planten. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich von 2015 bis 2020.
In einem Fragebogen gaben die Frauen zu Beginn der Studie an, ob sie eine Parodontitis-Diagnose und -Behandlung erhalten hatten und ob es in diesem Zusammenhang zu Zahnverlust gekommen war. Diese Informationen wurden nun ins Verhältnis gesetzt zu den Schwangerschaften, zu denen es in den fünf Jahren kam. Das Ergebnis ist eindeutig: Um fast ein Fünftel sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, wenn eine chronische Entzündung im Mundraum vorliegt.
Die Forscher schränken zwar ein, dass die Selbstauskünfte der Teilnehmerinnen zum Zahnstatus nicht so valide sind wie systematische zahnärztliche Untersuchungen, deren Durchführung im Rahmen der Studie nicht möglich war. Dennoch sehen sie belastbare Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Parodontitis bzw. chronischen Entzündungen im Mundraum und der Fruchtbarkeit.
Ein Ansatzpunkt bei ungewollter Kinderlosigkeit?
„Die Zahngesundheit regelmäßig überprüfen zu lassen und mit professionellen Zahnreinigungen zu stärken, empfiehlt sich ohnehin immer“, betont die in Berlin-Adlershof tätige Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. Für Frauen mit Kinderwunsch scheint, wie die neue Studie nahelegt, solche Vorsorge besonders wichtig zu sein. „Einen entzündungsfreien Mundraum sollten Frauen nicht erst anstreben, wenn sie bereits schwanger sind, sondern schon als Vorbereitung auf eine Schwangerschaft. Das Komplikationsrisiko wird so reduziert – wobei Entzündungsfreiheit ganz unabhängig von einer Schwangerschaft für jede Frau und jeden Mann ein Ziel sein sollte“, so Dr. Schmidt weiter.
Chronische Entzündungen im Mundraum können eine Vielzahl von Folgeerkrankungen begünstigen und sogar, wie kürzlich bereits an dieser Stelle berichtet, bei einer Covid-19-Infektion das Risiko eines schweren Verlaufs erhöhen. Parodontitis-Prävention und -Bekämpfung sollten mithin auch ohne aktuellen Kinderwunsch einen hohen Stellenwert haben – und nicht auf „bald mal“ verschoben werden.