Auch wenn ohnehin schon an vieles gedacht sein will: Mundgesundheit sollte in der Schwangerschaft großgeschrieben werden, denn sie verringert das Risiko einer Frühgeburt.
Ein Besuch bei der Zahnärztin steht in der Regel nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, wenn eine Frau von ihrer Schwangerschaft erfährt. Schließlich gibt es allein auf medizinischem Gebiet Vordringliches wie die pränatale Vorsorge, hinzu kommen oft organisatorische Herausforderungen. Da kann die Zahngesundheits-Prophylaxe mal eine Zeitlang hintanstehen, meinen viele Frauen. Was sie dabei jedoch außer Acht lassen: Eine gute Mundgesundheit ist auch der Gesundheit des Fötus bzw. Babys förderlich.
Einen neuerlichen Beleg dafür liefert eine aktuelle Studie aus Australien. Forscher der Universität Sydney berichten im „Journal of Oral Health and Preventive Dentistry“, dass mit der Behandlung einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung) bei Schwangeren „das Risiko einer Frühgeburt um etwa 50 Prozent reduziert wird oder das Geburtsgewicht bei Babys mit niedrigem Gewicht um etwa 100 Gramm zunimmt“.
Schwangere unterliegen hinsichtlich Entzündungen im Mundraum einem größeren Risiko, wie Studienautor Prof. Jörg Eberhard hervorhebt: „Aufgrund der hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft sind schwangere Frauen anfällig für Gingivitis, wobei 60 bis 75 Prozent davon betroffen sind.“
Bakterien können Plazenta erreichen
„Wie auch die Parodontitis führt die Gingivitis zu einem permanenten Keimherd im Mundraum“, erklärt die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. „Dass die Bakterien auf Dauer nicht dort verbleiben, sondern Eingang in den Blutkreislauf finden und dort systemische Erkrankungen begünstigen können, ist vielfach belegt.“ Da die Plazenta ebenfalls am mütterlichen Blutkreislauf hängt, wird auch sie von den Bakterien prinzipiell nicht verschont.
„Unsere Überprüfung ergab, dass überraschenderweise selbst leichte Entzündungen in der Mundhöhle, zu denen auch das Zahnfleisch gehört, die Schwangerschaftsergebnisse einschließlich Frühgeborener oder Babys mit niedrigem Geburtsgewicht negativ beeinflussen können. Daher ist es wichtig, diesen Risikofaktor zu beherrschen“, hebt Prof. Eberhard hervor. Zugleich verweist er darauf, dass die Gingivitis-Behandlung in der Regel einfach und kostengünstig ist.
Wichtig ist daher für Schwangere vor allem, im Trubel der „anderen Umstände“ nicht zu vergessen, dass der nächste Termin bei der Zahnärztin schnell vereinbart werden sollte – zugunsten von Mutter UND Kind.