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Warum Diabetiker ihren „Biss“ überprüfen sollten

Wenn die sogenannte Okklusion gut funktioniert – also Ober- und Unterkiefer möglichst nahtlos aufeinander aufsetzen –, senkt das den Blutzuckerspiegel bei Typ-2-Diabetikern deutlich.

Rund eine halbe Milliarde Diabetiker gibt es weltweit, mehr als neun von zehn leiden unter Typ-2-Diabetes. Für ihre Gesundheit ist es entscheidend, den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu halten. Steigt dieser um nur ein Prozent, wird das Risiko gravierender Herz-Kreislauf-Komplikationen um 40 Prozent erhöht. Auch die Nieren können lebensbedrohlich Schaden nehmen, die Wundheilung ist beeinträchtigt, die Sehkraft kann abnehmen.

Der Gedanke, die Passgenauigkeit von Ober- und Unterkiefer als Hebel zur Blutzuckersteuerung zu betrachten, erscheint auf den ersten Blick gewagt. Und doch lohnt es sich, als Diabetiker auf die sogenannte Okklusionsfunktion des Gebisses zu achten: Eine im Fachmagazin „Plos One“ publizierte Studie der University at Buffalo belegt einen deutlichen Zusammenhang. Leiter Mehmet A. Eskan ließ 94 Typ-2-Diabetiker auf ihre Okklusionsfunktion hin untersuchen. Fazit: Der Blutzuckerspiegel der Probanden mit „gutem Biss“ lag signifikant unter dem der anderen Teilnehmer.

Kauen ist mehr als Nahrungszerkleinerung

Die Forscher werten das Ergebnis als Beleg dafür, dass das Kauen nicht nur rein mechanische Zwecke erfüllt, vor allem den der Nahrungszerkleinerung. Vielmehr beeinflusse es auch hormonelle Prozesse. Es könne zu vermehrter Insulinausschüttung anregen, was wiederum schneller zu einem Sättigungsgefühl führe und damit Übergewicht – einem wichtigen Risikofaktor – vorbeuge.

Ob die Okklusion gut funktioniert, hängt insbesondere von der Vollständigkeit des Gebisses ab. Neben fehlenden Zähnen können aber auch Fehlstellungen und Zahnschäden das Kauen erschweren. „Ob eine Okklusionsstörung vorliegt, lässt sich mit einer Okklusionsfolie, auf die der Patient beißt, im Handumdrehen feststellen. Auf ihr werden die Zahnkontaktpunkte sichtbar“, erklärt die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. „Wie eine vorliegende Okklusionsstörung behandelt wird, hängt von der Ursache ab. In manchen Fällen reicht schon kurzes Beschleifen, in anderen sind längere Therapien erforderlich, etwa Implantatbehandlungen oder auch Kieferorthopädie.“

Von einem „guten Biss“ profitieren jedenfalls nicht nur Typ-2-Diabetiker, die ihre statistische Lebenserwartung damit verlängern. Okklusionsstörungen können nämlich bei allen Menschen zu Folgebeschwerden und -erkrankungen führen, die oftmals nicht oder erst spät mit dem Mundraum in Verbindung gebracht werden.