Mittels Querschnittstudie wollen Wissenschaftler nun untersuchen, ob und wie es einen Zusammenhang zwischen dem Material Titan und eventuell auftretenden Entzündungen des Gewebes um Zahnimplantate herum (Periimplantitis) gibt.
Die Vorzüge von künstlichen Zahnwurzeln (Implantaten) gegenüber anderen Formen des Zahnersatzes sind überzeugend. Dennoch können auch an Implantaten Entzündungen äquivalent zu Parodontitis bei natürlichen Zähnen entstehen. Medienberichte sehen deshalb oftmals einen Zusammenhang zwischen dem Zahnimplantatmaterial Titan und solchen Entzündungen (Periimplantitis). Dieser Zusammenhang, also Unverträglichkeitsreaktionen auf Titan sind jedoch keineswegs belegt. Wissenschaftlich nachgewiesen ist jedoch, dass insbesondere Rauchen und erbliche Veranlagungen das Risiko für eine Periimplantitis erhöhen. Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) will nun für Klarheit sorgen und startet eine Querschnittsstudie. Vier Universitätskliniken, ein Krankenhaus und sechs Privatpraxen werden an der Studie teilnehmen. Die involvierten Ärzte und Zahnärzte werden insgesamt 200 Patientinnen und Patienten, die in den vergangenen zehn Jahren Implantate in den entsprechenden Zentren erhalten haben, auf diese Unverträglichkeit hin untersuchen. In einem ersten Schritt wird erfasst, ob die Studienteilnehmer an einer Mukositis (Mundschleimhautentzündung) oder Periimplantitis leiden. Anschließend werden in der Ludwig-Maximilians-Universität München weitere Untersuchungen vorgenommen. So wird beispielsweise geprüft, ob Immunzellen der Patienten auf Titanpartikel reagieren und ob die Studienteilnehmer bestimmte erbliche Veranlagungen haben, die das Risiko erhöhen, an Parodontitis zu erkranken. Zudem wird die bakterielle Mundflora der Patienten analysiert, um spezielle, der Parodontitis förderliche Bakterien nachzuweisen. Bereits nach sechs Monaten soll die Studie abgeschlossen sein und somit bezüglich der Entstehung einer Periimplantitis mehr Gewissheit herrschen.
Ganz unabhängig vom Studienausgang sollten Patienten bei der Wahl des geeigneten Implantologen genau hinschauen. Denn wie in allen anderen Bereichen auch ist mangelnde Erfahrung durch nichts zu ersetzen. Die größte Gefahr bei Implantaten geht laut deutscher Gesellschaft für Mund, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) von unerfahrenen Behandlern aus. Implantologen sollten schon 150 - besser noch 300 - Implantate pro Jahr setzen, um die nötige Routine zu haben. Implantate haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Siegeszug hinter sich. Ende der 90er Jahre lag die Anzahl der in Deutschland gesetzten Implantate bei etwa 100.000 jährlich. Der Verband der Deutschen Dentalindustrie beziffert die Anzahl heutzutage auf rund eine Million. Mit zunehmender Verwendung von Implantaten als künstlichen Zahnersatz ist auch ein Stück weit Professionalisierung eingetreten. Laut DGI überstände heute weit über 90 Prozent aller Implantate die kritische Anfangsphase (Einheilzeit). Das sind die ersten Wochen und Monate nach Setzen des Implantates in den Kieferknochen. Überzeugend belegt sind diese Zahlen jedoch nicht und deshalb sollten Patienten einen solchen Eingriff nur von einem erfahrenden Fachmann vornehmen lassen.