Warum Mundgesundheit großgeschrieben werden sollte: Die Liste der Parodontitis-Folgeschädigungen wurde um psychische Erkrankungen, Prostatakrebs und Bluthochdruck ergänzt.
Noch immer wird die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats, fachsprachlich Parodontitis, von vielen Menschen als Bagatelle abgetan. Die Symptome sind schließlich oft über Jahre hinweg kaum wahrzunehmen. „Doch der Eindruck der Harmlosigkeit täuscht: Parodontitis kann, wenn sie nicht bekämpft wird, zu komplettem Zahnverlust führen – und überdies eine Vielzahl systemischer Erkrankungen begünstigen“, warnt die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt.
Dass die Entzündungsbakterien nicht im Mundraum verbleiben, sondern über die Blutschranke ihren Weg in den Organismus suchen und finden, wurde in zahllosen Studien belegt. Die Folgeschädigungen können gravierend sein und sogar das Leben der Patienten bedrohen. Und sie betreffen verschiedenste Körperregionen bzw. Prozesse, wie drei kürzlich erschienene Studien erneut erkennen lassen:
Parodontitis erhöht Prostatakrebs-Risiko
Chinesische Forscher fanden in einer Meta-Studie heraus, dass eine Parodontitis das Prostatakrebs-Risiko um etwa 40 Prozent erhöht. Die Grundlage dieser Erkenntnis bildeten neun Kohortenstudien mit insgesamt über 440.000 Teilnehmern. Interessanterweise ließ sich bei Patienten, die wegen Parodontitis behandelt wurden, keine Risikosteigerung feststellen.
Parodontitis kann Depressionen und Angstzustände triggern
Wissenschaftler der University of Birmingham haben rund 64.000 Parodontitis- und Gingivitis-Patienten sowie eine Vergleichsgruppe aus 251.000 zahngesunden Personen über drei Jahre beobachtet und die auftretenden psychischen Erkrankungen registriert. Ihre Auswertung ergab, dass das Risiko einer Depression oder von Angstzuständen durch die Entzündung im Mundraum um 37 Prozent erhöht ist.
Parodontitis treibt den Blutdruck hoch
Ein Forscherteam der University of Buffalo untersuchte die Plaque unter dem Zahnfleischsaum bei rund 1.200 Frauen, die im Durchschnitt 63 Jahre alt waren. Die mit Parodontitis assoziierten Bakterien kamen bei den Teilnehmerinnen mit Bluthochdruck signifikant häufiger vor.
Dieser kleine Ausschnitt aus der aktuellen Forschungslage verdeutlicht, dass eine Parodontitis nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Prävention durch gründliche Mundhygiene sowie regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und Kontrolluntersuchungen ist das A und O.