Im Schatten von ChatGTP haben Forscher KI-Anwendungen entwickelt, die bei der Lokalisierung von Nervenkanälen oder der Modellierung von Zahnersatz wertvolle Dienste leisten.
Aktuell sorgt ein Aufruf führender Experten für künstliche Intelligenz (KI) für Aufsehen, die vor der „Auslöschung der Menschheit“ warnen und eine globale Regulierung fordern. Auch der weniger technikaffinen Öffentlichkeit ist mittlerweile klar geworden, dass eine technologische Revolution begonnen hat, gegen die die Einführung des Internets als Fußnote oder bloße Vorstufe erscheinen könnte. Wenngleich derzeit die negativen Potenziale medial im Vordergrund stehen, kann gerade die Medizin enorm von KI profitieren. Das unterstreichen aktuell zwei Neuentwicklungen, die schon in wenigen Jahren zahnmedizinischer Standard sein könnten.
Genauerer „Biss“ mit KI-entworfenen Zahnkronen
Wissenschaftler der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Hongkong haben eine generative KI namens 3D-DCGAN AI hervorgebracht, die personalisierte Zahnkronen modelliert. Dazu greift sie auf eine Bibliothek aus Kronenvorlagen zurück und passt die geeigneten den individuellen Vorgaben an. Ein Vergleich der Ergebnisse mit konventionellen Verfahren zum Kronendesign fällt überzeugend aus: Die KI-generierten Kronen zeigen den geringsten Höckerwinkel und die größte 3D-Übereinstimmung, sorgen also für einen genaueren „Biss“ (Okklusion), und kommen natürlichen Zähnen am nächsten. Derzeit läuft die klinische Erprobung der KI, deren Anwendungsbereiche parallel dazu auch auf andere Zahnersatzarten erweitert werden.
Zeit- und Präzisionsgewinn vor Zahnimplantation
Im Rahmen der Behandlungsplanung vor dem Einsetzen eines Zahnimplantats in den Unterkiefer muss auf Röntgenbildern manuell der Nervenkanal markiert werden. „Für die Größe und die Platzierung des Implantats spielt der Nervenkanal eine wesentliche Rolle, denn er darf nicht geschädigt werden und verläuft bei jedem Patienten individuell“, erläutert die erfahrene Implantologin Dr. Maren Schmidt, deren Zahnarztpraxis in Berlin-Adlershof liegt. Das Einzeichnen ist anspruchsvolle Präzisionsarbeit und kostet viel Zeit. Finnische Forscher unter anderem vom Universitätskrankenhaus Tampere haben nun ein KI-Modell entwickelt, das diese Aufgabe nicht nur höchst akkurat, sondern auch ungleich schneller erledigt.
Das sind nur zwei von vielen Beispielen für einen möglichen baldigen Praxiseinsatz von KI in der Zahnmedizin. Über weitere wird an dieser Stelle zweifellos noch zu berichten sein.