Auf eine kieferorthopädische Therapie kann bei einer der verbreitetsten Zahnfehlstellungen, dem Kreuzbiss, oftmals verzichtet werden – denn wie eine neue Studie belegt, kommt es häufig zu einer Spontankorrektur.
Die Kieferorthopädie hat so manche hartnäckigen Kritiker. Bemängelt wird meist, dass trotz beträchtlicher Kosten und Strapazen für Kinder und Eltern kaum messbare Erfolge erzielt würden, die sich nicht auch einstellten, wenn man den Dingen freien Lauf ließe. Wasser auf die Mühlen dieser Skeptiker dürfte eine aktuelle Studie darstellen, die im Auftrag der hkk Krankenkasse durchgeführt und kürzlich publiziert wurde. Ein Team um den Greifswalder Kieferorthopäden Dr. Alexander Spassov und den Sozialwissenschaftler Dr. Bernard Braun von der Universität Bremen ist der Frage nachgegangen, wie oft es bei einem Kreuzbiss-Befund zu einer Spontankorrektur – also einer Selbstheilung des Körpers – kommt.
Der Kreuzbiss geht meistens darauf zurück, dass der Oberkiefer langsamer wächst als der Unterkiefer. In vielen Fällen ist der Oberkiefer aber auch „von Natur aus“ zu klein. Als Folge setzen die Backenzähne nicht korrekt aufeinander auf, Probleme beim Kauen und Verspannungen können resultieren. Daher wird häufig eine kieferorthopädische Korrektur eingeleitet.
Nicht zu früh beginnen
Dass eine solche Behandlung sinnvoll sein kann, bestreiten auch die von der hkk beauftragten Wissenschaftler nicht grundsätzlich. Das Fazit ihrer Studie lautet jedoch: Man sollte mit kieferorthopädischen Maßnahmen gegen Kreuzbiss nicht zu früh beginnen, am besten nicht bevor das Kind elf Jahre alt ist.
Denn bis dahin ist die Chance auf eine Spontankorrektur durchaus beachtlich, wie die Forscher herausgefunden haben. Bei Siebenjährigen liegt die Prävalenz für einseitigen Kreuzbiss noch bei fast einem Drittel (32 Prozent). Bis zum Alter von elf Jahren sinkt sie dann auf gut 10 Prozent. Das entspricht einer Spontankorrekturquote von 67,5 Prozent.
Die Bremer/Greifswalder Studie ist nicht die erste ihrer Art, bestätigt aber eindrucksvoll, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Spontankorrektur bei Zahnfehlstellungen im Kindesalter ist. Eltern tun mithin gut daran, nichts zu überstürzen, wenn ihrem Grundschulkind ein Kreuzbiss diagnostiziert wird.