Die Frage nach der perfekten oder zumindest möglichst effektiven Methode zur täglichen Zahnreinigung betrifft nahezu alle Menschen. Umso erstaunlicher, dass es nur wenige zuverlässige Studien dazu gibt – die zudem kein eindeutiges Ergebnis liefern
Wie wir unsere Zähne putzen, hat erheblichen Einfluss auf die langfristige Gesundheit von Zähnen und Zahnhalteapparat. Dennoch gehen erfahrungsgemäß die meisten Menschen so vor, wie sie es seit ihrer Kindheit aus Gewohnheit tun, ohne weiter darüber nachzudenken. Und wenn sie anfangen nach der vielversprechendsten Zahnputztechnik zu suchen, sehen sie sich einer Vielzahl von Meinungen gegenüber. Insbesondere zwei konkurrierende Schulen dominieren die Diskussion: „Neben der Rotationstechnik, also kreisenden Bewegungen, hat sich vor allem die sogenannte modifizierte Rütteltechnik nach Bass etabliert, bei der man die Borsten in einem 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand ansetzt und dann vom Zahnfleisch zum Zahn die Beläge ‚wegrüttelt‘“, wie die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt erklärt.
Angesichts der Tragweite der Frage nach der richtigen Putzsystematik könnte man vermuten, dass zahlreiche aussagekräftige Forschungsarbeiten zu diesem Thema vorlägen. In der Tat finden sich in einschlägigen Datenbanken auch weit über 1.000 Aufsätze dazu. Wer genau hinschaut – wie es ein Forscherinnenteam der Universitäten Gießen und Kiel kürzlich tat –, kann letztlich jedoch nur sehr wenige Studien heranziehen. Um genau zu sein: 13. Auf diese Zahl kamen die Wissenschaftlerinnen, als sie nach ihren Kriterien gefiltert hatten. Diese lauteten: Es musste sich um randomisierte, kontrollierte Studien handeln, in deren Rahmen eine Putztechnik entweder mit einer Kontrollgruppe oder mit einer konkreten anderen Putztechnik verglichen wurde; zudem mussten die Teilnehmer eine Zeit lang hinsichtlich des Reinigungseffekts oder der Zahnfleischgesundheit beobachtet worden sein.
Keine eindeutige Evidenz
Nun können 13 valide Studien prinzipiell durchaus eine Basis für eine Entscheidung bilden. Das Fazit der Forschungsarbeiten fällt allerdings nicht eindeutig aus. Immerhin zeichnet sich eine Erkenntnis ab: Die Bass-Rütteltechnik entfaltet offenbar nicht die damit assoziierte präventive Wirkung gegen Zahnfleischentzündung. Es gibt vielmehr Hinweise auf einen leichten gegenteiligen Effekt. „Da sollten wir mit unseren Empfehlungen vorsichtiger sein, solange es keine neuen Daten dazu gibt, und möglicherweise mehr Wert auf die Systematik legen“, zieht Studien-Co-Autorin PD Dr. Sonja Sälzer von der Klinik für Zahnerhaltung der Christian-Albrechts-Universität Kiel eine Konsequenz aus den ausgewerteten Daten.
Demgegenüber fanden die Forscherinnen Indizien dafür, dass die Rotationstechnik Plaque wirksam entfernt. Doch für eine klare Empfehlung reichen die Ergebnisse nicht. Das gilt übrigens auch für die Entscheidung zwischen Hand- und Elektrozahnbürste. Letztere schnitt zwar in einigen Studien besser ab. Diese stellten aber vielfach nur die modifizierte Bass-Rütteltechnik gegenüber, keine anderen Handputztechniken. Festzuhalten bleibt somit in erster Linie: Es gibt bei diesen Fragen weiterhin eine Forschungslücke.