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„Kreidezähne“: Ist Plastik schuld?

Von der mysteriösen Zahnerkrankung MIH sind immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen. Verbraucherschützer haben nun die Plastikzutat Bisphenol A als Auslöser im Verdacht.

Fast jeder dritte Zwölfjährige in Deutschland leidet mittlerweile unter Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH. Insgesamt betrifft die Erkrankung schätzungsweise rund 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen, wenn auch zwei Drittel der Betroffenen nur unter einer leichteren Ausprägung leiden.

„Bei MIH enthält der Zahnschmelz zu wenig Phosphat und Kalzium, was die Widerstandsfähigkeit der Zähne schwächt. Reize wie Hitze und Kälte dringen ungefilterter zu den Nerven durch und verursachen Schmerzen“, erläutert die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. „Außerdem verbleiben Eiweißrückstände auf den Zähnen und führen neben unschönen Verfärbungen auch zu Substanzverlust – die Zähne werden porös. Am Ende bleibt oft nur die Extraktion der betroffenen Backen- oder Schneidezähne.“

Hinzu kommt: Das Kariesrisiko steigt durch MIH, da der Zahnschmelz nicht so robust ist, wie er sein sollte. Und häufig auch, weil das Zähneputzen so sehr schmerzt, dass die jungen Patienten die Mundhygiene lieber schnell als gründlich erledigen. Für die Eltern bedeutet die Erkrankung daher auch oft eine pädagogische Herausforderung.

BPA-Verbot gefordert
Bis heute rätselt die Forschung, wodurch MIH ausgelöst wird. US-Wissenschaftler sind zu dem Schluss gelangt, dass die häufig in Plastik enthaltene Chemikalie Bisphenol A (BPA) verantwortlich sein könnte. Ihrer Studie zufolge beeinträchtigt BPA im Kleinkindalter die Zahnschmelzbildung und fördert damit das Phänomen der „Kreidezähne“.

Davon sind zwar nicht alle Forscher überzeugt, unter anderem das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt sich skeptisch. Dennoch fordern Verbraucherschützer vorsorglich ein BPA-Verbot. Die Chemikalie hat wegen ihrer hormonellen Auswirkungen ohnehin keinen guten Ruf. „Dieser Stoff kann in Verpackungen, Geschirr oder von innen beschichteten Konservendosen enthalten sein. So kann BPA in Lebensmittel und damit in den Körper übergehen“, warnt Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Es gibt keine Kennzeichnungspflicht für BPA, daher können Eltern von Kleinkindern bei Getränke- und Konservendosen oder auch Mikrowellengeschirr aus Plastik nie sicher sein, den Stoff nicht eingekauft zu haben. Am besten daher: Konserven in Gläsern statt Dosen kaufen und Keramikgeschirr verwenden. Verboten ist BPA immerhin EU-weit in Babyflaschen.