Ein neuer Ernährungstrend schwappt über den Atlantik: Keto-Diät, auch ketogene oder No-Carb-Diät genannt. Der Verzicht auf Zucker tut den Zähnen prinzipiell gut – doch das sollte nicht zu falschen Schlüssen verleiten.
In den sozialen Netzwerken und den bunten Blättern wird in jüngerer Zeit ein neuer Ernährungstrend propagiert, auf den Sport- und Hollywood-Prominenz Loblieder singt: die Keto-Diät, bei der die Kohlenhydrataufnahme zugunsten einer fettreichen Kost stark begrenzt wird. Üblicherweise wird das Ziel angepeilt, nur vier Prozent des Energiebedarfs mit Kohlenhydraten zu decken – statt der Hälfte, wie bei konventioneller Ernährung.
Was ernährungsphysiologisch von einer solchen No-Carb-Diät zu halten ist, kann an dieser Stelle nicht ausgeführt werden. Nur so viel: Es finden sich kaum Ernährungswissenschaftler, die die Keto-Diät gutheißen. Vielmehr wird empfohlen, sie nur in Ausnahmefällen und unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden. Immerhin aber, so eine häufig wiederholte Einschätzung, sei der weitgehende Verzicht auf Zucker und auf säurehaltiges Obst (wegen des Fruchtzuckers) ohne Zweifel vorteilhaft für die Zahngesundheit.
Mundhygiene nicht schleifen lassen
Dieser Effekt ist in der Tat unstrittig. Weniger Zucker und Säure bedeutet nicht nur, dass das Kariesrisiko sinkt; eine Studie von BMC Oral Health konnte zudem belegen, dass auch Zahnfleischentzündungen seltener auftreten. So finden sich in den sozialen Netzwerken denn auch zahlreiche Postings, die auf die segensreiche Wirkung der Keto-Diät auf die Mundgesundheit eingehen – oftmals verbunden mit dem Hinweis, dass die gängigen Zahnpflegemaßnahmen dadurch im Wesentlichen verzichtbar geworden seien.
Hier schlagen Zahnmediziner allerdings Alarm: „Eine sorgfältige Mundhygiene ist so oder so wichtig, auch bei einer zuckerarmen Ernährung. Schließlich bildet Zucker nicht die einzige Gefahr für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch“, betont etwa die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. Doch darin liegt nicht die einzige zahnmedizinische Gefahr der Keto-Diät: Viele Verfechter setzen einseitig auf Fleischkonsum und lassen neben Obst auch Gemüse links liegen. Dadurch steigt das Risiko einer Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, die sich langfristig negativ auf die Mundgesundheit auswirkt. Hinzu kommt unangenehmer, hartnäckiger Mundgeruch, der durch die Übersäuerung des Körpers hervorgerufen wird. Wer trotz fundierter allgemeinmedizinischer Bedenken gegen die Keto-Diät nicht auf sie verzichten will, sollte diese Faktoren im Blick behalten.