030 - 651 37 96 Online Termin vereinbaren

Karies bei Kindern: verbreiteter als angenommen

Bislang wurde geschätzt, dass nur etwa jeder fünfte Zwölfjährige unter Karies leidet. Der neue „Barmer Zahnreport 2020“ widerlegt diese Vermutung – nicht zum Besseren.

Der Kampf gegen Karies schien in Deutschland lange Zeit erfolgreich zu verlaufen. Fanden sich vor wenigen Jahrzehnten noch fast in jedem Teenager-Gebiss kariöse Stellen bzw. entsprechende Füllungen, betrifft das Problem seit einigen Jahren nur noch eine Minderheit. Wie groß diese ist, wurde allerdings offensichtlich unterschätzt.

Statt wie allgemein angenommen jedes fünfte leidet tatsächlich jedes dritte Kind im Alter von zwölf Jahren unter Karies. Dies vermeldet der „Barmer Zahnreport 2020“, für den Daten von 2018 ausgewertet wurden. Ebenfalls besorgniserregend: Etwa 720.000 Kinder unter sechs Jahren waren noch nie beim Zahnarzt, das entspricht rund 15 Prozent der Alterskohorte – und es liefert eine Erklärung für die hohe Kariesverbreitung.

Die Kariesraten bei Zwölfjährigen schwanken in Deutschland zwischen gut 30 Prozent im Saarland und knapp 40 Prozent in Hamburg. Worin diese regionalen Differenzen begründet liegen, konnte bisher nicht geklärt werden. Ein Zusammenhang hingegen wird im Zahnreport deutlich: Der sozioökonomische Status einer Familie hat signifikanten Einfluss auf das Kariesrisiko der Kinder. Je geringer das Haushaltseinkommen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Karies auftritt. Wie in vergleichbar wohlhabenden Ländern klafft die Schere in Deutschland immer weiter auf: „Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies“, fasst Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, in einer Pressemeldung seines Hauses zusammen.

Bedeutung der Prävention hervorgehoben
Die Autoren des Reports betonen, wie wichtig die Kariesprävention bereits im Kleinkindalter ist. Denn die Gesundheit der Milchzähne ist keineswegs egal, wie manche Eltern meinen. „Wer schon im Milchgebiss Karies hat, wird oft auch Karies und Folgeschäden im bleibenden Gebiss haben. Nicht zuletzt verursacht auch die Milchzahnkaries zum Teil starke Schmerzen und führt dann zu psychischer Belastung von Kindern und Eltern“, betont Studienautor Prof. Dr. Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden.

Auch die Zahnärztin Dr. Maren Schmidt, die in ihrer Praxis in Berlin-Adlershof häufig Kinder und Jugendliche auf dem Behandlungsstuhl hat, rät zu konsequenter Zahngesundheitsvorsorge ab dem ersten Milchzahn: „Sobald der erste Zahn durchgebrochen ist, sollte mit dem regelmäßigen Putzen begonnen werden – und auch Vorsorgeuntersuchungen sollten bereits dann im Terminkalender Platz finden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Kinder sich lange Zeit gesunder Zähne erfreuen können.“