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Immer mehr Menschen ohne Weisheitszähne geboren

In früheren Zeitaltern brauchten Menschen mehr Bisskraft als heute. Als Folge daraus kommen zunehmend weniger Babys mit der Anlage für Weisheitszähne zur Welt.

Die Weisheitszähne sind für uns heutige Menschen in etwa so wichtig wie der Blinddarm. Wir können gut darauf verzichten, müssen aber dennoch mit den potenziellen Komplikationen leben. Im einen wie im anderen Fall kann eine operative Entfernung nötig werden, um schlimme Folgeschäden zu verhindern. „Diese bestehen bei Weisheitszähnen vor allem in Schwellungen und Schmerzen, in Zahnfleischentzündungen und in verschobenen Nachbarzähnen bis hin zu Engständen im Frontzahnbereich“, erläutert die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. „Auch Karies hat an durchgebrochenen, naturgemäß schwer erreichbaren Weisheitszähnen leichteres Spiel.“

Bei diesen jeweils achten Zähnen in jedem Gebissquadranten handelt es sich um Überbleibsel aus alten Zeiten, als die Menschen noch kaum verarbeitetes Essen zu sich nahmen und entsprechend grobe Nahrung mit den Zähnen zermahlen mussten. Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich die „Achten“ zurück; heute brechen sie bei vier von fünf jungen europäischen Erwachsenen nur noch teilweise oder gar nicht mehr durch.

Der Evolution bei der Arbeit zusehen
Diese evolutionäre Anpassung an veränderte Lebensumstände scheint sich enorm zu beschleunigen, wie australische Forscher kürzlich im „Journal of Anatomy“ berichteten. Ihnen zufolge hat sich der Anteil der Babys, die ohne jede Anlage von Weisheitszähnen geboren werden, in den letzten Jahrzehnten signifikant erhöht. Die Wissenschaftler der Flinders University in Adelaide sprechen von einer „Mikroevolution“. Infolge einer stetigen Verkürzung des menschlichen Kiefers fallen die „Achten“ nach und nach weg. Für die Zahnpatienten keine schlechte Nachricht.

Dass das „evolutionäre Tuning“ des Menschen noch keineswegs abgeschlossen ist, belegen auch menschheitsgeschichtlich kürzlich entstandene zusätzliche Knochen in Beinen und Füßen. Zudem hat sich in den Unterarmen eine „neue“ Arterie zum Standard entwickelt, die es in früheren Zeitaltern noch nicht gab. Man darf also weiterhin gespannt sein.