Was klingt wie Science-Fiction, steht kurz vor der Praxiserprobung am Menschen: Winzige Roboter töten ferngesteuert Bakterien, die sich tief in den Dentinkanälchen verborgen haben.
Ältere Leser werden sich bei der Neuigkeit vielleicht an den Kinofilm „Die Reise ins Ich“ aus den 1980er-Jahren erinnern, in dem ein Mann (scheinbar) in einer winzigen Kapsel durch seinen eigenen Körper gleitet. Der alte Forschertraum, mikroskopisch kleine, autonom und intelligent handelnde Helfer in alle Regionen des menschlichen Körpers schicken zu können, rückt seiner Verwirklichung nun offenbar näher. Zumindest stellt eine Pionierleistung des Indian Institute of Science im indischen Bengaluru und des Unternehmens Theranautilus einen weiteren Schritt in diese Richtung dar.
Die Tüftler entwickelten Nanobots, also winzige Roboter, die im Zahninneren auch dorthin gelangen, wo die Wurzelkanalbehandlung an ihre Grenzen stößt. Das gilt insbesondere für tief in den Dentinkanälchen siedelnde antibiotikaresistente Bakterien, die auch mit modernsten Instrumenten nicht erreichbar sind. Die spiralförmigen Nanobots, gesteuert mittels eines schwachen Magnetfelds, dringen tief in die Kanälchen vor und töten dort die Keime ab. Und auch dieses Ergebnis bisheriger Versuche dürfte im Kontext der Nanobots interessant sein: „Wir haben auch festgestellt, dass wir sie zurückholen können … wir können sie aus den Zähnen des Patienten herausziehen“, wie das Forscherteam betont.
Bakterien werden mit Wärme getötet
Mit dem Magnetfeld konnten die Nanobots so weit erhitzt werden, dass sie die umliegenden Bakterien mit ihrer Wärme unschädlich machen konnten. Getestet wurde bisher allerdings nur an Mausmodellen. Die Ergebnisse indes stimmen die Forscher optimistisch. Aktuell arbeiten sie an einem Steuergerät für die Nanobots, das zugleich als „Basis“ dient. Es soll ohne Probleme in den Mund passen und dort im Zuge der Wurzelkanalbehandlung die Minihelfer losschicken und wieder aufnehmen.
Eine Vorstellung, die vermutlich nicht alle Menschen anheimelnd finden. Im Sinne der eigenen Zahngesundheit wird der eine oder die andere wohl noch über den eigenen Schatten springen müssen.