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Erhöhtes Arthritis-Risiko durch Zahnfleischentzündungen

Als Gingivitis oder Zahnfleischentzündung wird eine akute oder chronische, meist durch Bakterien verursachte Infektion des Zahnfleisches bezeichnet. Sie kann durch einen Unfall oder mechanische Reizungen hervorgerufen werden, geht in den häufigsten Fällen aber auf eine suboptimale Mundhygiene und damit verbundene Plaque zurück. Seriösen Schätzungen zufolge weisen mindestens vier von fünf Erwachsenen in Deutschland Symptome einer Gingivitis auf. Diese gehen aber in frühen Erkrankungsstadien nicht immer mit Schmerzen einher.

„Wird eine Zahnfleischentzündung nicht behandelt, kann sie jedoch auch den Zahnhalteapparat in Mitleidenschaft ziehen. Es kommt also zu einer Parodontitis. Am Ende droht sogar Zahnverlust“, erläutert die Berliner Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. „Bei ersten Anzeichen wie gerötetem oder geschwollenem Zahnfleisch, chronischem Mundgeruch, Zahnfleischbluten oder weichen Stellen im Zahnfleisch sollte daher möglichst bald die Ursache abgeklärt und eine Behandlung eingeleitet werden. Sonst kommt es unweigerlich zu einer Verschlimmerung.“

Und diese kann mehr als nur den Mundraum betreffen. Denn wie eine neue Studie der John Hopkins University in Baltimore erbrachte, erhöht eine Gingivitis auch das Risiko einer rheumatischen Arthritis. Dabei handelt es sich um eine chronische Gelenkerkrankung, die einzelne Gelenke wie zum Beispiel Finger oder Knie, aber auch viele Gelenke betreffen kann. Sie führt zu Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und eingeschränkter Funktionalität.

Bakterien beschleunigen Citrullinierung
Wie die US-Wissenschaftler herausfanden, ist das Bakterium Aggregatibacter actinomycetemcomitans sowohl bei Arthritis- als auch bei Parodontitis-Patienten auffällig häufig zu finden. Es begünstigt den natürlichen Vorgang der Citrullinierung, der einige Eigenschaften von Proteinen so verändert, dass sie anschließend vom Immunsystem als körperfremd bewertet werden. Die Folge ist eine Abwehrreaktion, die sich gegen das betroffene Gewebe richtet. Die Citrullinierung vollzieht sich bei Arthritis-Patienten stark beschleunigt.

Damit reiht sich die Arthritis ein in das Spektrum bereits bekannter Langzeitfolgen von Gingivitis und Parodontitis. Dazu gehören etwa Frühgeburten, Rheuma, Diabetes, Arteriosklerose und Krebs im Kopf-Hals-Bereich. Inwieweit die Zahnfleischerkrankung jeweils ursächlich ist, wird noch erforscht. Doch die Zusammenhänge unterstreichen einmal mehr, wie wichtig eine gründliche Mundhygiene, regelmäßige Prophylaxe-Behandlungen und Kontrollen des Zahnhalteapparats sind.