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Antibiotika sind in der Zahnmedizin mit Vorsicht zu genießen

Dass der Griff zu antibiotischen Medikamenten gut überlegt sein sollte, zeigt eine US-Studie zur Bekämpfung oraler Infektionen.

Dass es sich bei Antibiotika um ein zweischneidiges Schwert handelt, ist in den letzten Jahren vermehrt ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Einerseits können die Wirkstoffe Leben retten und sind daher in der Medizin unverzichtbar, andererseits aber kann ihr extensiver Einsatz auch Leben gefährden. Denn immer mehr Keime entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika, was die Therapie erschwert oder – im Falle multiresistenter Keime – sogar unmöglich macht. Schätzungen gehen europaweit von über 30.000 Toten pro Jahr allein aufgrund multiresistenter Keime aus.

„Schon aus diesem Grund sollten Antibiotika wirklich nur dann verordnet bzw. eingenommen werden, wenn es unumgänglich ist. Doch auch unabhängig von Resistenzen wirken die Mittel nicht nur positiv. Denn Antibiotika differenzieren nicht zwischen schädlichen und nützlichen Bakterien, sondern vernichten sie gewissermaßen wahllos“, erläutert die in Berlin-Adlershof praktizierende Zahnärztin Dr. Maren Schmidt. Was das für die Gesundheit im Mundraum bedeuten kann, haben Forscher der Case Western Reserve University im US-amerikanischen Cleveland/Ohio kürzlich experimentell belegt.

Immunsystem durch Antibiotika geschwächt
Für ihre Studie verabreichten die Wissenschaftler Mäusen Antibiotika und infizierten sie anschließend mit einem Pilzerreger. Ein Viertel der Mäuse trank danach für einige Tage nur Wasser, ein weiteres erhielt Wasser und kurzkettige Fettsäuren. Diese werden üblicherweise bei Infektionen im Mundraum von Bakterien produziert und unterstützen das Immunsystem. Das dritte Viertel nahm Antibiotika zu sich, das vierte ebenfalls und dazu noch kurzkettige Fettsäuren.

Wie sich zeigte, ging die Pilzinfektion bei den Mäusen ohne Antibiotika-Gabe deutlich schneller zurück als bei den beiden anderen Gruppen. Der Grund liegt darin, dass Antibiotika das Immunsystem schwächen, in diesem Fall die Widerstandsfähigkeit der Mundschleimhaut. Diese bildet im Normalfall genug hilfreiche Bakterien aus, um Infektionen in Schach zu halten. Antibiotika hingegen können, wie die Studie belegt, den Heilungsprozess behindern und damit verlängern. Neben den Resistenzen gibt es damit einen weiteren guten Grund, den Einsatz von Antibiotika in jedem Einzelfall sorgsam abzuwägen.